Als ich im Februar 2020 die Möglichkeit erhielt TAC (
Transyvania Animal Care) in Cluj zu besuchen, führten wir ein sehr langes Gespräch. Das eigentliche Interview erscheint zeitnah als Podcast.
Im Rahmen unseres Gesprächs kam auch das Thema von Notfällen auf, die in Erinnerung geblieben sind. Die nachstehenden zwei Fälle, die exemplarisch für viele andere stehen und aufzeigen, wie wichtig auch ein Umdenken im Umgang mit anderen lebenden und fühlenden Wesen ist, verschlugen mir vor Ort die Sprache. Aber ich habe mir vorgenommen, die Geschichten der Hunde zu erzählen… denn sie sind es wert, dass man ihre Geschichten weitergibt:
I.) Ein Mann ging an Müllcontainern vorbei. Als er aus einem davon ein leises Wimmern hörte blieb er stehen und suchte nach dem Müllcontainer, aus dem dieses Wimmern kam. Nachdem er ihn gefunden hat, öffnete er ihn und das Wimmern wurde merklich lauter und nach kurzem Wühlen zwischen den Müllbeuteln sah er einen schwarzen Plastiksack, der sich bewegte. Er nahm ihn sofort heraus und öffnete ihn. Darin befand sich ein wimmender Junghund. Da er offensichtlich Schmerzen hatte brachte er ihn zu TAC. Dort wurde er umgehend als Notfall eingestuft, zumal er mehr tot als lebendig war und man bereits beim Herausholen ertasten konnte, dass seine Skelettstruktur gelitten haben muss. Im Rahmen der Untersuchungen stellte sich dann heraus, dass er Unmengen an Knochenbrüchen aufwies und die Frage war nicht, wie viele Brüche er hatte, sondern „was war nicht gebrochen?“. Anca sagte mir, dass der Junghund im Beutel entweder gegen Wände geschlagen wurde oder man ihn mit einem Fleischklopfer bearbeitete…
Die Tierärztinnen bei TAC kümmerten sich intensiv um ihn. Es war eine Zeit des Bangens und der Hoffnung. Nach und nach heilten die gebrochenen Knochen und es dauert ein paar Monate bis er vollends genesen war. Aber wie sah es in ihm aus? Man weiss es nicht, aber eines ist sicher: Er fand in England ein wunderbares zuhause. Fernsehen ist seine Lieblingsbeschäftigung zum Entspannen.
II.) Oktober 2018, in der Zeit, als auch der Junghund aus dem obigen Fall sich in der Praxis befand, kam ein weiterer sehr tragischer Fall dazu, der mir selber sehr nahe geht: Marina Luiza.
Sie gehörte einem Schäfer im Umland von Cluj, war gechipt und registriert, aber nicht sterilisiert, obgleich der Besitzer dazu verpflichtet war. Auch besass der Schäfer Rüden, unkastrierte. So kam es, dass der Schäfer seinen Rüden den Spass mit seiner läufigen Hündin „gönnen“ wollte. Wie sollte es auch anders kommen fingen die Rüden an, um Marina Luiza zu kämpfen und es endete in einer Beisserei zwischen den Rüden, bei der sie sich in ihr verbissen. Nach dem Vorfall landete sie in einem Strassengraben. Ob sie sich dorthin schwer verletzt hinschleppte oder „entsorgt“ wurde, ist nicht bekannt. Man weiss jedoch, dass mehrere Tage vergingen, bis jemand reagierte und sie zu TAC brachte. Es bot sich ein schreckliches Bild. Sie war mit Bisswunden übersät.
Als ich die Bilder auf der Facebook-Seite von TAC zunächst sah, dachte ich, dass jemand mit einer Schrotflinte auf sie schoss.
Das Team von TAC versuchte sie zu stabilisieren, sie wurde notfallmäßig versorgt. Die Wunden wurden gereinigt, genäht, verbunden, Infusionen gelegt. Sie versorgten sie rund um die Uhr, tagelang und schliefen auch dort, um sie nicht alleine zu lassen. Auch der Junghund aus dem ersten Fall war anwesend, um Ruhe auszustrahlen und man könnte es so sagen: Beizustehen. Das Team hatte alles, was sie konnten unternommen, um Marina Luiza zu retten. Die Behandlung schlug auch an und man merkte, dass sie ruhiger wurde… nur leider machte eine Blutvergiftung aller Hoffnung ein Ende und sie verstarb. Das einzige was bleibt ist die Gewissheit, dass sie bei fühlenden Menschen starb, denen eine Hundeseele wichtig ist …
Marina Luiza hat es nicht verdient, auf so eine Weise ihrer Zukunft beraubt zu werden. Alles nur, weil man nicht bereit ist, der Kastrationspflicht nachzukommen und dann sie noch den Rüden „vorzuwerfen“
Die Bilder stammen von der
Facebook Seite von TAC
Allein diese beiden obigen Fälle machen deutlich, mit welchem Leid und Schicksalen man konfrontiert wird und das Team von TAC neben vielen anderen (zB ASIPA in Suceag) an vorderster Stelle stehen, um den geschundenen und leidgeprüften Fellnasen-Seelen zu helfen, ihre nicht ausgesuchten Schicksale erträglicher zu gestalten und ein Licht am Horizont zu bieten. Menschen, die vor Ort helfen sind für mich, auch wenn es so klischeehaft klingt, die Helden und Engel der Hunde, Katzen u.a.
Für mich verdienen sie den größten Respekt und Hochachtung. Daher versuche ich auch so gut es geht, genau dort vor Ort sie zu unterstützen und zwar über meine Spendenaktionen. Mehr dazu findet ihr hier auf der
Seite.
TAC ist auch sehr aktiv, was Kastrationsprojekte angeht bzw. auch politisch sehr aktiv - dazu aber alles mehr im Podcast.
Tom